Projekt zur Haftvermeidung von Frauen muss aufgrund von Sparmaßnahmen des Senats schließen

Pressemitteilung: Berlin, 16.01.2025

Das Projekt IsA-K (Integration statt Ausgrenzung – Kleider-Werkstatt) der AWO Berlin-Mitte, in dem Frauen eine drohende Ersatzfreiheitsstrafe in Form von freier Arbeit vermeiden können, muss aufgrund der Sparvorgaben des Senats seinen Standort in Lichtenberg schließen.

Ebenfalls von den Kürzungen betroffen ist das Projekt Day-by-Day, das Frauen, die in der JVA ersatzweise eine Geldstrafe verbüßen, durch gemeinnützige Arbeit eine Haftverkürzung ermöglicht.

Bildnachweis: AWO Landesverband Berlin e. V. // Wolfgang Borrs

Beide Angebote vermeiden bzw. verkürzen nicht nur die Inhaftierung von Frauen, sondern bieten ihnen auch sozialpädagogische Beratung und Begleitung. Für viele Frauen ist IsA-K die einzige Chance, die Trennung von ihren Kindern zu vermeiden und ihre Wohnung zu behalten. Das Projekt leistet damit einen wichtigen Beitrag zur sozialen Stabilität und zur Integration von Frauen in prekären Lebenssituationen.

Manfred Nowak, Vorsitzender des AWO Kreisverbands Berlin-Mitte: „Im Jahr 2024 hat IsA-K bereits 4.607 Hafttage durch gemeinnützige Arbeit vermieden, was einer Ersparnis von rund 1.055.079,72 Euro für das Land Berlin entspricht. Die Kosten für die Unterbringung von Kindern inhaftierter Mütter ist hierbei noch nicht berücksichtigt.  Bei der Kürzung der Zuwendungen für das Projekt handelt es sich daher nicht um eine Ersparnis für das Land Berlin, sondern vielmehr um eine Verschiebung der Kosten zum Nachteil der gesamten Gesellschaft. Es ist nicht hinnehmbar, dass im Bereich der Sozialarbeit immer weiter finanzielle Mittel gestrichen werden und immer wieder vulnerable Personengruppen, wie unser Klientel der straffällig gewordenen Frauen, die Leidtragenden dieser Entwicklungen sind.“

Es handelt sich um das einzige Angebot in Berlin, das speziell für Frauen, die auch in ihrer Arbeitsfähigkeit aufgrund von körperlichen und psychischen Erkrankungen eingeschränkt arbeitsfähig sind, beschäftigt.

Sophie Achner, Leitung und Sozialarbeiterin im Projekt IsA-K: „In Anbetracht der steigenden Zahl der Gewaltdelikte gegenüber Frauen ist es nicht nachvollziehbar, weshalb ein Ort, der als Schutzraum für Frauen verstanden wird, den Kürzungen zum Opfer fällt. Für viele der Betroffenen ist die niedrigschwellige Beratung ein erster Schritt in die Vernetzung mit weiteren Hilfsangeboten, welche zu einer Verbesserung ihrer Lebenssituation und einem selbstbestimmten Leben führen.“

Die Schließung des Standortes Lichtenberg hat, insbesondere für Frauen, die im Berliner Osten wohnen, zur Folge, dass die Möglichkeit zur Ableistung ihrer Geldstrafe in einem geschützten Rahmen sowie der Beratung um ein weiteres Projekt gestrichen wird. Dem gegenüber steht die hohe Nachfrage, welche die Dringlichkeit dieses Angebotes innerhalb der Bezirke Lichtenberg sowie Marzahn-Hellersdorf verdeutlicht.

Am IsA-K Standort Lichtenberg wurden im Jahr 2024 1334 Tagessätze abgeleistet. Durch das Day-by-Day-Angebot wurden in den Justizvollzugsanstalten Lichtenberg und Pankow insgesamt 744 Tagessätze abgeleistet und damit Hafttage vermieden.

Julika Krimphove
AWO Kreisverband Berlin-Mitte e. V.
Mobil: 0172 75 26 178
E-Mail: krimphove@awo-mitte.de
Internet: https://awo-mitte.de/frauen/