Die AWO fordert verständlichere Regelungen für die Notbetreuung in den Berliner Kindertagesstätten. Diese müssen zudem den Gesundheitsschutz berücksichtigen und Eltern sowie Erzieher*innen bessere Orientierung bieten.
Nachdem der Senat am Mittwoch die landesweite Schließung der Kindertagesstätten angeordnet hat, wurden gestern die Verbände von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie darüber informiert, wie das System der Notbetreuung gestaltet werden soll. Demnach sollen Kinder von Eltern aus systemrelevanten Berufen oder von Alleinerziehenden sowie Kinder mit Behinderungen und Kinderschutzfälle Anspruch auf Notbetreuung haben. Wenn diese Zahl in einer Kita unter 50% der normalen Kapazitäten liegt, können auch andere Kinder berücksichtigt werden. Die bislang in den Kitas gefundenen Lösungen sind damit nicht mehr gültig.
Die AWO, selbst Trägerin von 50 Kitas mit über 5.200 Kindern in Berlin, trägt die Entscheidung der Kitaschließungen zur Pandemiebekämpfung mit. Die Regelungen zur Notbetreuung kritisiert die AWO jedoch massiv. So wird insbesondere die Komplexität der Liste der systemrelevanten Berufe bemängelt. Die fehlende Prioritätensetzung innerhalb dieser Liste führt in den Augen der AWO zu Verunsicherungen sowohl bei den Eltern als auch den Kitaleiter*innen. Des Weiteren steht der Gesundheitsschutz für die Beschäftigten bei den vorgelegten Regelungen hinten an.
„Bei allem Verständnis für die schwierigen Entscheidungen seitens des Senats, aber eine 28 Seiten umfassende Liste mit systemrelevanten Berufen können wir weder den Eltern noch unseren Erzieher*innen zumuten. Und diese Liste ist nur ein Baustein in einem viel zu komplexen Regelwerk, das weder verständlich, noch zielführend ist. Denn diese Regeln werden u. a. dazu führen, dass Kitas mit vielen Eltern aus systemrelevanten Berufen sowie kleine Kitas faktisch, mit kleinen Einschränkungen, im Regelbetrieb weiterlaufen. Auch den täglichen Aushandlungsprozess zwischen Erzieher*innen und Eltern an der Kitatür werden wir mit diesen Regelungen nicht hinter uns lassen.“, so Oliver Bürgel, Landesgeschäftsführer der AWO Berlin.
Neben transparenten und verständlichen Regelungen zur Notbetreuung fordert die AWO in Berlin:
- Bessere Maßnahmen zum Gesundheitsschutz für das Kitapersonal.
Durch zahlreiche und enge Kontakte ist das Kitapersonal einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Es hat deshalb ein Recht auf Unterstützung durch gute Hygienekonzepte und -materialien in den Kitas. Begleitende, externe Schutzmaßnahmen, wie regelmäßiger und kostenfreier Zugang zu Schnelltests sowie Zugang zu Schutzimpfungen müssen für diese Berufsgruppe unabhängig vom Alter angeboten werden.
2. Gespräche zwischen den Verbänden und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie zur Wiedereröffnung.
Diese müssen bereits jetzt aufgenommen werden, um gemeinsam ein Konzept zur Wiedereröffnung zu erarbeiten und den Start ohne weitere Komplikationen zu ermöglichen.